| Vincent Djeumo
Impulse für gesellschaftliche Integration, Sozialengagement bei Jugendlichen mit afrikanischem Hintergrund Mönchengladbach- Korschenbroich
Sa.14.08.21, Ort: Bolten Gastronomie Korschenbroich, Leiter: Vincent Djeumo
Eröffnet wird die Veranstaltung durch Irene Nitidem, sie begrüßte, die TeilnehmerInnen, die zahlreich erschienen sind. In Namen des Vereins Afrik-Deutsch Netzwerks bedankte sie sich herzlich bei AKTION MENSCH, ohne deren finanziellen Förderung das Projekt nicht zustande gekommen wäre. Anschließend wies sie auf den Programmablauf der Veranstaltung. Erstes Thema des Tages war:
Selbstbewusstsein-Training
Das deutsche Bildungssystem mit seinen komplizierten Schulformen und Abschlüssen. Eine Herausforderung für die Eltern Bildungsstellenwert in der Afro-Community: Rolle und Mitwirkung der Eltern in der Nachwuchsförderung. Werden diese ernsthaft wahrgenommen? Notwendigkeit einer Zielgruppenförderung und spezifischen Bildungsberatung Erfolgreich trotz Diskriminierung und Vorurteile / Fallbeispiele Jugendlicher. In ihrem Vortag berichtet Sylvie Ngo von der privaten und der beruflichen Seite. Ihr Ziel ist es, die Ängste der Eltern zu sehen, zu verstehen und auch zu nehmen.
Zunächst weist sie darauf hin, dass bei Migrationskindern verschiedene Schwierigkeiten vorhanden sein können.
In ihrem Vortag berichtet Sylvie Ngo von der privaten und der beruflichen Seite. Ihr Ziel ist es, die Ängste der Eltern zu sehen, zu verstehen und auch zu nehmen.
Zunächst weist sie darauf hin, dass bei Migrationskindern verschiedene Schwierigkeiten vorhanden sein können.
Dann beginnt sie ihren Vortrag zum deutschen Schulsystem. Dies ist ein drei- gliedriges System, welches sich auf die preußische Zeit zurückführen lässt. Positiv daran ist, dass es immer in Bewegung ist und dass die Dreiteilung lebendiger geworden ist. Die Bildung beginnt im Elternhaus, denn hier finden Erziehung und Wertevermittlung statt. Dazu sind Eltern auch gesetzlich verpflichtet, ebenso wie die Lehrer. Doch die Vorarbeit der Eltern ist nötig, um den Kindern den Start in der Schule zu erleichtern. Die Mitgabe von kulturellen Inhalten liegt Anita Sommer persönlich am Herzen, so sollen die Kinder nicht durch die kulturelle Herkunft eingeengt werden, sondern es soll ihnen nutzen, um anderen Kulturen offen gegenüberzustehen.
Sylvie Ngo betont, dass die Basis der Kindergarten bildet, denn hier spielen und lernen die Kinder in der Gruppe, was zur Vorbereitung auf die Schule und das tägliche Leben dient. Dazu gehören auch die Erlebnisse in einer Gruppe, wozu auch die deutsche Sprache gehört, es findet also eine Stärkung im sprachlichen Bereich statt. Eltern aus verschiedenen Nationalitäten beherrschen diese Sprache nicht immer gut, unter anderem, da der Spracherwerb mit steigendem Alter schwer fällt. Die Kinder hingegen wachsen hinein. Sie unterstreicht, dass nicht einfach nur gespielt wird, sondern dass ein Bildungsauftrag und Bildungsinhalte vermittelt werden. So gibt es verpflichtende Tests zur sprachlichen Fähigkeit aller vierjährigen Kinder-unabhängig davon, ob sie einen Kindergarten besuchen, oder nicht. Anita Sommer unterstützt die Verpflichtung. Der Test findet in Vierergruppen im Kindergarten statt, fällt ein Kind negativ auf, wird es noch einmal zu einem Einzelgespräch eingeladen, um dann festzustellen, ob es Auffälligkeiten gibt, diese werden dann dem Schulamt gemeldet und es werden Sprachprogramme und Förderungen eingeleitet. So hat das Kind noch zwei Jahre Zeit, um die Sprache richtig zu erlernen, bevor es in die Schule kommt. Sie unterstreicht ihr Bedauern, dass diese Maßnahme erst so spät eingeführt wurde und schärft den Zuhören noch einmal ein, dass die Regelmäßigkeit beim Kindergartenbesuch wichtig ist.
Es folgt die Erläuterung der Anmeldung für die Grundschule. Die Eltern können selbst entscheiden, welche Schule ihr Kind besuchen soll, man kann u. a. zwischen einer Angebots- oder Konfessions- Schule wählen. Alle Schulen unterliegen aber den Pflichtvorgaben. Die Anmeldung erfolgt im Herbst, dann findet ein Gespräch mit der Schulleitung statt, bei dem man beraten wird und eventuell auch sprachliche Förderungen besprochen werden. Anita Sommer bestärkt die Eltern darin, diese Beratung auch einzufordern.
Es gibt eine Frage aus dem Publikum, wie Annie Ahoua persönliche Meinung zu Frühförderung sei. Sie betont in ihrer Antwort, dass Kinder sehr lernfähig seien, es jedoch ganz individuelle sei, wie die Kinder gefördert werden können. So kann ein Kind z.B. auch früher eingeschult werden.
Sylvie Ngo erklärt noch den Ablauf nach der Anmeldung. So gibt es dann einen wichtigen Termin beim Gesundheitsamt, wo u. a. ein Hörtest gemacht wird und ebenfalls eine Beratung stattfindet.
Im ersten Schuljahr haben die Kinder dann 21-22 Stunden pro Woche Unterricht und lernen ab dem zweiten Halbjahr Englisch. Im entscheidenden vierten Schuljahr findet dann eine Beratung für die weiterführende Schule statt und es wird eine begründende Empfehlung ausgestellt. Frau Sommer betont noch einmal, dass es wichtig sei, dass die Eltern Hilfe und Beratung einfordern sollen und dass das bewegliche Schulsystem den Wechsel zwischen den Schulformen ermöglicht.
Thema:2
Frau Patricia Agkhigbe Mitglied des A. D. V NRW, beginnt seinen Vortrag mit der Aussage, dass die meisten Menschen davon überzeugt seien, dass nur Mutter und Vater eines Kindes die Elternrolle übernehmen. Jedoch sei es heute so, dass die Medien und die Gesellschaft immer mehr in die Elternrolle gerückt sind und somit großen Einfluss auf die Kinder haben.
Frau Aghigbe möchte in seinem Vortrag sowohl die Rechte der Eltern als auch die Pflichten des Systems verdeutlichen.
Nun vergleicht sie die früheren Schulklassen mit den heutigen. Damals sei es normal gewesen, dass von 34 Schülern 32 Deutsche und der Rest Botschafterkinder waren. Heute zeige sich ein anderes Bild, wenn man sich eine Klasse anschaue, da viele Kinder einen Migrationshintergrund haben. Dadurch entstanden in der Vergangenheit immer wieder Probleme, da viele Eltern beispielsweise nicht gut deutsch sprechen konnten und deshalb keine Elternsprechtage besuchten. Heute sei dies nur noch ein Vorurteil, da sich viele Eltern bemühen deutsch zu sprechen und eine Schulung machen.
Konstant Hubert nennt nun weitere Probleme von Schülern mit einem Migrationshintergrund. Zum einen stehen sie unter großem Druck, da ihnen vorgeworfen wird, dass sie die erforderten Leistungen nicht bringen. Zudem „(werden) Afro- Kinder als nicht kooperativ, auffällig und als Rowdy dargestellt.“. Zusätzlich befinden sich die Kinder auch wegen ihrem Kulturkonflikt in einer schwierigen Lage.
Nun wirft er die Frage auf, welche Chancen Kinder in der Grundschule haben, die „von einem Kindergarten aus Ungleichheit“ kommen.
Um die Kinder in der Schule zu unterstützen, sei es zum einen wichtig, dass sich die Eltern regelmäßig bei den Lehrern informieren und zum anderen, dass die Schüler die Möglichkeit haben, eine Hausaufgabenbetreuung zu besuchen, um sie „nicht auf die Straße zu bringen“. Deshalb sei ehrenamtliche Arbeit für Kinder von Nöten. So könne der schlechte Ruf nach und nach beseitigt werden, was jedoch sehr viel Energie kostet.
Patricia Akhigbe appelliert an die Eltern, dass sie ihre Kinder jeder Zeit unterstützen sollen, indem sie ihnen Mut und Kraft geben. Außerdem sollen mehr Eltern beispielsweise der Schulpflegschaft beitreten.
Am Ende ihres Vortrages sagt sie noch einmal, wie wichtig es sei, zu Veranstaltungen wie diesen zu gehen und dass es bis jetzt noch viel zu wenige dieser Art gäbe.
Im Anschluss an diesen Vortrag stellt das Publikum einige Fragen an Patricia Akhigbe.
In Frau Patricia Antwort wird deutlich, dass nicht viele Lehrer werden wollen, da der Anreiz gesunken sei, genau wie das Ansehen Lehrer zu werden. Es gibt lediglich viele mit befristeten Verträgen. Es besteht jedoch Hoffnung auf qualifiziert Lehrer, da u.a. neue Verträge/ Angebote für Studenten erstellt um das Problem des Lehrer- Defizits zu lösen. Außerdem soll es kleinere Klassen und eine Umstrukturierung zu Ganztagsschulen geben.
Konstant Hubert weisst darauf hin, dass ein neues Netz gegründet werden soll, dass sich dafür einsetzt, dass Lehrer mit Migrationhintergrund ausgebildet werden. Es soll eine spezielle Förderung von Afrikanern geben, damit diese den Beruf ergreifen. Er betont, dass hier auch die Eltern gefragt seien, sie sollen die Kinder darin bestärken solche Berufe zu ergreifen, wie z. B. Feuerwehrmann, Polizist oder Lehrer
Sylvie Ngo verdeutlicht, dass Sozialarbeiter häufig nur in Brennpunkten arbeiten und es unüblich sei, dass sie in allen Kindergärten und Schulen vorhanden sind. Ihr Tipp um Probleme zu lösen, ist es, eine neutrale Person heranzuziehen, wie Z. B. die Leitung der Einrichtung.
Patricia Akhigbe wirft ein, dass die Konflikte immer klein beginnen, erst zwischen Schüler und Schüler, dann zwischen Schüler und Lehrer, weiter bis zur Schulleitung und erst dann werden häufig erst die Eltern hinzugezogen. Viele Migrantenkinder landen dann auf einer Förderschule und von dort gibt es keinen Rückweg mehr. Es ist eine Anhäufung von Streitereien, die er als Grund sieht. Das hänge damit zusammen, dass es zunehmend mehr Migranten gibt, die auch Eltern sind. Konstant Hubert macht deutlich, dass auch die Lehrer noch lernen müssen mit den Kulturen umzugehen. Er geht sogar noch weiter und fordert, die Überprüfung von Schulen, denn damit wachse der Konkurrenzkampf unter den Schulen. Immerhin sitzen in den Schulklassen bis zu 70% Kinder mit einem Migrationshintergrund.
Hier kommt die Frage nach einem Kompromiss zwischen Verständnis und Recht auf. Sylvie Ngo macht deutlich, dass der Mensch in der Mitte sitze und das Vertrauen, aufeinander zuzugehen, und die Unterstützung des Elternwerks gefordert seien.
„Integration macht das Leben schwer“
George Mikango prangert nun die Integrationsmethode an. Diese sei falsch, die Integration an sich aber schon gut. Deutschland fordert jedoch Assimilation. Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein ständiges hin und her und die Mitte beinhaltet alle Meinungen und das sei dann das, worauf alle stolz sein können, da von jedem ein Teil darin stecke. Im Moment sei das jedoch nicht der Fall. Seiner Meinung nach soll man versuchen sich zu integrieren, jedoch soll man dabei seine Kultur und Sprache nicht vergessen. Es betont, dass die Schwarzen unterschätzt werden und dass alle von dem vorhandenen Potenzial profitieren würden, der Prozess der Nutzung dieses Potenzials ist individuell.
Es stellt sich die Frage nach der Konsequenz, die sich aus der Sortierung nach der vierten Klasse ergibt. Sylvie Ngo Bigda antwortet darauf, dass wir in Deutschland ein durchlässiges Schulsystem haben und dass die Kinder nicht vorsortiert werden, allerdings gesteht sie ein, dass die vier Jahre zu kurz seien. Es sei die Mitarbeit der Schulleitung und der Lehrer gefragt, um einen nötigen Wechsel zwischen den verschiedenen Schulformen zu ermöglichen. Natürlich seien auch die Eltern in der Pflicht sich einzusetzen und sie fordert die Eltern auf, dass sie ihre Kulturen miteinbringen, denn daraus könnte etwas Gemeinsames entstehen.
Es folgt eine halbstündige Pause.
Thema 3
Ayele Ayaovi stammt aus der Karibik und ist mit einem Deutschen verheiratet, sie haben Kinder. Sie hat ihre Ausbildung in England und Schottland gemacht.
Sie weißt darauf hin, dass viel des bereits gesagten in ihr steckte. Sie berichtet von ihrem Werdegang in Deutschland, der einige Hürden beinhaltet.
In ihrer ersten Zeit in Deutschland war sie alleine und arbeite an einer Amerikanischen Schule, Deutsch lernte sie an der Volkshochschule, sowie an der Uni -ohne Erfolg. Ihr Potenzial wurde vom Arbeitsamt jedoch nicht anerkannt, da sie mangelnde Sprachkenntnisse hatte, sie konnte ihren erlernten Beruf nicht ausüben. Nachdem sie sich zu Hause selbst Deutsch beigebracht hatte legte sie an der VHS eine Prüfung ab. An der Schule erhielt sie eine leitende Position, um welche sie jedoch von ihren Kollegen beneidetet wurde und aus diesem Grund verließ sie auch diesen Arbeitsplatz. An der Universität in Düsseldorf war sie die einzige schwarze Frau, und das drei Jahre lang. Heute ist sie bei Zalando beschäftigt
Es ist wichtig, dass die Kinder positiv motiviert werden. Und ihr Appell ist, dass man versuchen soll sich zu integrieren. Wichtig sei jedoch, dass man seine Kultur zeigt. So schlägt sie vor, Kulturabende zu veranstalten, Es sei wichtig sich nicht nur in der eigenen Kultur zu bewegen, sondern auch andere Kulturen kennen zu lernen.
Frau Ayele Ayaovi sagt, dass es von Bedeutung sei in Deutschland die Regeln zu kennen und sich auch an diese zu halten. Denn sonst können Missverständnisse entstehen wie z. B. mit Redewendungen. Oder aber auch die Lautstärke in der Kommuniziert wird, da etwas aggressiv klingen kann, obwohl es freundlich gemeint ist. Solche Vorfälle werden dann verallgemeinert und das wirf dann ein schlechtes Bild auf alle schwarzen Menschen. Sie appelliert also, dass man ein gutes Beispiel sein soll, dass positiv auffällt
Aristide Ardu ist 22 Jahre alt und ihre Eltern stammen aus Eritrea. Sie selbst ist in Deutschland aufgewachsen. Sie erzählt nun von ihren Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Ihrer Meinung nach wurde ihr, so wie auch vielen anderen Jugendlichen, zu wenig Kultur aus Afrika übermittelt, weshalb sich Kinder heute mehr an die deutsche, als an die afrikanische Kultur anpassen.
Aristide Ardu besuchte erst eine Hauptschule, dann eine Berufsschule und ging mit der Fachoberschulreife ab. Sie begann eine Ausbildung zur Arzthelferin, wurde aber gleich zu Beginn von ihren Kolleginnen gemobbt. Sie wurde beschimpft und gefragt: „Kann man Schwarze im Dunkeln sehen? Die sehen dann doch aus wie Teufel?!“. Daraufhin brach sie die Ausbildung in dieser Praxis ab.
Die Moderatorin Amelie Schwarz fragt nun das Publikum, was für sie das Wort „Integration“ bedeutet.
Geantwortet wurde:
„Integration bedeutet für mich nicht ignoriert, sondern akzeptiert zu werden.“
„Integration bedeutet für mich nicht als Außenseiter betrachtet zu werden, sondern als Teil der Gemeinschaft.“
Alima Behr ist der Meinung, dass es schwer sei, von Integration zu sprechen, da das Wort zum einen nicht leicht zu definieren sei und zum anderen nicht klar sei, was „eigentlich deutsch ist“, da Deutschland sehr vielfältig sei und sich somit die Frage stellt: „ In was soll ich mich integrieren?“.